Kurzbericht zum Symposium 2015 in Gunzenhausen
Pünktlich begrüßt der Präsident der Vereinigung DVM Dietmar Schneider alle Anwesenden und konnte die erfreuliche Mitteilung machen, dass alle Referenten schon da sind bzw. unterwegs wären.
Frau Gelinde Hoffman von der FN, sprach zum Thema:“Das Pferd als Umweltschützer“.
In Deutschland werden ungefähr 1.000.000 Pferde gehalten. Daraus ist ersichtlich, dass die zu der Erhaltung dieser Tiere benötigen Flächen nicht von Mais und Raps genutzt werden können und dadurch einen erheblichen Teil der Deutschen Agrarfläche bindet. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass ein 600kg schweres Pferd ca. 3 250kg Heu im Jahr (1.5kg/100kg LG) als Grundfutter benötigt. Die artgerechte Haltung sowie der Koppelgang bindet große Agrarflächen. Diese Tatsache ermöglicht der durch die intensive Nutzung durch die Landwirtschaft gefährdeten Flora und Fauna zu überleben. Viele einheimischen Pflanzen und Tiere finden in diesen Nischen einen neuen Lebensraum, die die moderne Agrarwirtschaft vernichtet.
Alle aufgezeigten Möglichkeiten würden den Rahmen des Berichtes sprengen, aber unter
www.pferd-aktuell.de biologische Vielfalt, nach zu lesen.
Frau Dr. Hellen Louton (LMU-München), sprach zum Thema:
„Schmerzen, Leiden und Schäden beim Pferd in Wort und Bild“!
Durch entsprechende Bilder und Texte wurden viele der derzeitigen Praktiken aufgezeigt und kommentiert. Die Aussage, dass Camarquepferde und Mustangs an einem Tag nur 6 bis 11 km langsam grasend zurücklegen, und das innerhalb von 16 Stunden, war verblüffend.
Pferde können im Stehen schlafen, aber für den Gesundheitsschlaf (Erholungsschlaf) müssen sie sich flach hinlegen. Ein erwachsenes Pferd benötigt 3,5 Stunden Schlaf pro Tag, normal nachts. Dazu benötigen sie eine weiche und verformbare Unterlage.
Es wurden die Missstände im Pferdesport, wie z. B. Rollkur, Doping usw. , angesprochen.
Auch eine nicht artgerechte Haltung könnte den Pferden Schmerzen bzw. Leiden zufügen.
Nur eine permanente Fluktuation, bei einer artgerechten Haltung, fördert weder Gesundheit noch das Herdenleben.
In den neuen Richtlinien für die Pferdehaltung, sind genaue Definitionen der Physionomie mit Schmerzmerkmalen abgebildet.
Ebenfalls wurde ein einschlägiges Gerichtsurteil angesprochen.
Die Ursache war ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz §1 und 3, durch eine Pferdebesitzerin . Tierschutzrelevante Trainingsmetoden und nicht artgerechte Haltung.
Frau Alexandra Lotz, Geschäftsführerin der ESSA, sprach zum Thema:
„Rolle der Nationalgestüte für die Erhaltung des traditionellen Pferdesports“.
Die öffentliche Meinung und Medien sowie die Staatskassen möchten diese Kulturgüter privatisieren. Dies erfordert von den Gestüten immer größere Einsparmaßnahmen, hauptsächlich beim Personal und vorhandene Außenstellen, sprich Vorwerke. Diese Maßnahmen haben zur Folge, dass das Jahrhunderte bewährte alte hippologischer Wissen bzw., know- how, immer mehr verloren geht. Vor allem versucht die ESSA die geschichtlichen Werdegänge und Hintergrundwissen dieser Gestüte aufzuzeigen, um die Notwendigkeit eines Erhalts zu dokumentieren. Jedes Gestüt hat seine Geschichte und ist dadurch für unsere Nachwelt erhaltenswürdig.
Frau Lotz hat bei ihrer Diplomarbeit sämtliche alten Gebäude, von dem Gestüt Neustadt a. d. Dosse, vermessen und dokumentiert. Diese Sisyphusarbeit ist nur mit einem überdurchschnittlichen Idealismus zu bewältigen.
Herr Karl Friedrich von Holleuffer, sprach zum Thema: „360 Grad Fahrsport, Spezialitäten und Kurioses aus und um den Fahrsport“.
Als langjähriger Fahrlehrer (Trainer A FN) konnte Herr v. Holleuffer viele Beispiele dem Auditorium aufzeigen, dass es immer wieder etwas Neues gibt. Z.B. die Anordnung der Augen am Pferdekopf. Bei genauer Betrachtung, kann man feststellen, dass diese Anordnung recht unterschiedlich sein kann. Durch die Züchtung ist es gelungen bzw. erreicht worden, dass die Augen vermehrt in das Gesichtsfeld kamen. Das aber in der Natur eines Fluchttieres hinderlich wäre, weil sich dadurch der Tote Winkel hinter dem Pferd größer wird. Für ein Springpferd jedoch von großem Vorteil ist.
Die vielen Tipps zur Schadensbegrenzung waren sehr aufschlussreich und für die Praxis nützlich. Das Spezialfach Gebisse, von H. v. Holleuffer, wurde ebenfalls beleuchtet, vor allem das sinnlose Zuschnüren des Pferdemauls mit Sperr- und- Nasenriemen.
Die Folge davon ist, dass der tiefliegende Zungenmuskel blockiert wird und somit der gesamte Bewegungsablauf. Durch seinen reichen Erfahrungsschatz, war er um keine Antwort verlegen.
Herr Peter Schröfl, Kutschensammler und Trainer A FN, sprach zum Thema:
„Vorbereitung und Ausführung für eine Alpenüberquerung mit Pferden“.
Peter Schröfl und Franz Gärtner, zwei langjährige Trainer und Ausbilder, verwirklichten sich eine Idee und auch einer langjährigen Einladung in Südtirol nachzukommen.
Ein Unternehmen dieser Art benötigt natürlich entsprechende Vorbereitungen. Wie Routenplanung mit Abfahren der Wege, welches Geschirr und Wagen usw., natürlich auch das Begleitpersonal mit entsprechendem KFZ und Pferdetransporter für den Notfall. Der ursprünglich vorgesehene Geländewagen wurde auf Grund seines kopflastigen Eigengewichts und relativ kleinen Räder, gegen einen Dressurwagen mit hohen Rädern ausgetauscht.
Das Gespann kam trotz teilweise starkem Regen wohlbehalten nach 5 Tagen am Ziel an.
Die Begrüßung durch den Gastgeber und ihren Frauen war dementsprechend herzlich.
Fazit: Es war nicht die letzte gemeinsame Fahrt.
Herr Schröfl, stellte auch den Prototypen seines Fahrlehrgerätes vor, mit dem man auch die Vierspännergriffe mit 4 Pferdeatrappen simulieren kann. Dieses Gerät ermöglicht eine Darstellung des Unterschiedes zwischen Deichsel- und Leinenkreis. Der Platzbedarf ist leider sehr groß, vom Preis gar nicht zu reden. Eine derartige Investition ist nur für eine Fahrschule interessant, die permanent ausgelastet ist.
Der traditionelle Gesellschaftabend war wie immer zu kurz, um alle Ereignisse des vergangenen Jahres erzählen zu können. Die musikalische Untermalung gestaltete eine fränkische Trachtengruppe.
Die Exkursion am Sonntag nach Triesdorf
Die Exkursion nach Triesdorf am 15.3.15 war ein kultureller und geschichtlicher Erfolg. Durch die gute Vorarbeit von Horst Brindel, Mitglied der Vereinigung, übernahm die Führung der ehemalige Heimatpfleger Herr von Zerboni. Durch diese Besetzung bekamen die Teilnehmer einen Einblick über einen Zeitraum von ca. 500 Jahren. Triesdorf ist eine Zweigstelle der LMU Weihenstephan und hat zur Zeit 3000 Studenten. Bei Beginn 1971 hatte die Lehranstalt 13 Studenten.
Die Geschichte dieses Standortes beginnt mit dem Kauf der Grundherrschaft durch die Markgrafen von Ansbach und Bayreuth im dem 16ten Jahrhundert. Als Folge dieses Kaufes wurde eine arrondierte Fläche von 300 ha von den ansäßigen Bauern gereinigt, sprich entsorgt. Diese durften dafür auch einen Palisadenzaun um die Fläche errichten, damit auch Keiner zurück konnte. In diesem Areal wurde verschiedenes Wild gezüchtet, damit es die damalige fränkische Hautevolee bequem abschießen konnte. Die Hauptgebäude sowie die Meierei wurden nach Bedarf gebaut und wenn es erforderlich war erweitert. Triesdorf war eine Sommerresidenz der Markgrafen und deren Mätressen und so erklärt sich der mangelnde Prunk, wobei man sich in den Barockgärten finanziell austobte.
In der Hochzeit der Falknerei in Europa, frönte auch dieses Fürstenhaus diesem aufwendigen Sport mit entsprechendem Aufwand.
Triesdorf ist eine gute Wegestunde mit der Kutsche von Ansbach entfernt, was eine Haltung von notwendigen Pferden erforderte. Die Markgrafen züchteten auf der Basis von Zweibrücken, also Reit- und Kutschpferde. Den Palisadenzaun hatte irgendwann das Zeitliche gesegnet und wurde von einer 30 cm dicken Ziegelmauer ersetzt. Der Lehm war ja vorhanden, aber das zum Brennen der Ziegel benötigte Brennholz musste bis von Eichstätt geholt werden (im 17ten Jahrhundert). Die Mauer war 8 km lang und ein Rest steht heute noch. Als der letzte Markgraf gestorben war und das Ganze an Preußen fiel, haben die ehemaligen Domestiken sich die Ziegel für ihren Hausbau wieder geholt. So ist auch ein ganzes Schloß einer Konkubine vom Erdboden verschwunden.
Trotz allem sind noch viele der alten Gebäude zu bewundern, die natürlich für die heutige Verwendung entkernt und umgebaut wurden. So die alte Reithalle in einen großen Tagungsraum. Die Reithalle wurde zwischen 1744 und 1746 gebaut und hat die Innenmaße 46 x 18 Meter, Lichteweite. Der letzte Markgraf Alexander hatte mit dem luxuriösen Lebenswandel seines Vaters wenig am Hut. Er war sehr volksnah und hatte das Bestreben den Lebensstandart seiner Untertanen zu heben. Er holte aus allen möglichen Ländern Nutztiere und versuchte durch Kreuzungen das Optimum für seine Bauern zu erreichen. Zwei dieser Kreuzungsprodukte wurden in Öl gemalt und sind vor Ort zu sehen. Die Bilder sind ca. 2 auf 1 Meter. Die Erfolge blieben des Öfteren aus, weil die armen Bauern andere Tiere benötigten. Im Gebiet Ansbach und Bayreuth lebten damals ca. 400 000 Menschen es gab aber nur 13 000 Pferde, den Rest kann sich Jeder denken.
Die Geschichte der Markgräflichen Pferdezucht wurde dem Buch von Joseph Keßler;
„Pferde in und um Münchberg „ entnommen.
Nach der Übernahme des Fürstentums Bayreuth 1789 durch Christian Friedrich Carl August von Ansbach wurden die Bayreuther Gestüte aufgelöst. Für das Fürstentum Ansbach – Bayreuth war das Haupt- und Landgestüt Triesdorf maßgebend, das die Ansbacher Markgrafen im 16ten Jahrhundert gekauften Schloß einrichteten.
Es wurde in der Folgezeit ständig erweitert, erhielt 1710 den „Neuen Bau“ für 56 Pferde und 1746 in der ehemaligen Orangerie einen Stutenstall für weitere 52 Pferde. 1729 wurden die ersten Landbeschäler in den Marstall eingestellt. Die Pferdezucht sollte qualitätsmäßig verbessert werden, deshalb verboten die Markgrafen 1741 die private Hengsthaltung, drohten den sogenannten Gaureitern, die mit ihren Hengsten von Dorf zu Dorf zogen, mit der
Konfiszierung ihrer Pferde und ordneten an, dass Sprung und Fohlenregister angelegt werden. Aus den Archivunterlagen wissen wir, dass der Triesdorfer Stallknecht Frosch zweimal ins(5)
Banat ritt, um dort erworbene türkische Hengste heimzubringen. (Staatsarchiv Nürnberg Rep. 234/Nr. 3477) Der Hippologe Schwarzenecker schrieb 1888, dass Ansbach-Bayreuth (und Zweibrücken) durch die Einführung türkischer und arabischer Hengste hübsche und gewandte Pferde züchtete. Ursprünglich gab es auch Spanier. Später kamen englische Hengste dazu (Felix Villeroy).
Markgraf Alexander erließ 1774 ein „festes und dauerhaftes Gesetz von der Pferde- Und Fohlenzucht in der vereinigten Markgrafenschaft Ansbach-Bayreuth“, wo es 18 Beschälstationen mit 86 Hengsten gab, mehr als in ganz Bayern. (Der damaligen Zeit)
Alle Zuchtfohlen mussten auf den Ansbacherpferdemarkt angeboten werden, die Zucht in Franken erlangte solches Ansehen, dass Roßhändler aus Frankreich, der Schweiz und aus Salzburg zum Ansbacher Pferdemarkt kamen. Auf dem Ansbacher Roßmarkt wurden bis zu 1500 Pferde verkauft.
1791 kam Ansbach durch die Erbfolge zu Preußen und durch ein königliches Dekret endete die hochstehende Pferdezucht der Markgrafen. Alle Pferde gingen nach Berlin und wurden auf die Gestüte Neustadt a. d. Dosse , Gradiz und Trakenen verteilt. Nur ein kleiner Teil ging nach Zweibrücken. !802 ging der letzte Transport von jungen Pferden über Bayreuth und Münchberg nach Berlin. „1810 schrieb der französische Zivilgouverneur Baron de Tournon,“ „ In der Tierzucht hat die Pferderasse, die zur Markgrafenzeit schön war, abgenommen. Die gegenwärtigen Pferde, klein und ungleichförmig, haben wenig Wert, und das nur nach einer Zeitspanne von 19 Jahren.
PS.: Triesdorf ist in der Vegetationszeit eine Reise wert, aber nur an einem Sonntag! (Sonst kein Parkplatz)
Gez.: W. Trapp