Exkursion Oktober 2006
Studienreise nach Norddeutschland, Holland und Belgien
Unsere Vereinigung zur Pflege und Förderung der Fahrkultur und des Fahrsportes unternahm vom 28. Oktober bis einschließlich 31. Oktober 2006 eine Studienreise nach Norddeutschland, Holland und Belgien. Am Vorabend trafen sich die ersten Reisewilligen im Gasthof Fiedler in Oberrossbach (Neustadt/Aisch), um am nächsten Morgen in Richtung Warstein zu starten. Unterwegs stießen noch weitere Mitreisende zur Gruppe.
Das erste Ziel war die Brauerei Warstein. Sie unterhält ein sehr gediegenes Reiterzentrum mit 60 Pensionspferdeplätzen. Besonders beeindruckte aber das separate Gestüt, in dem man als Wahrzeichen der Brauerei weiße Kaltblutpferde hält und züchtet. Sie haben ein Stockmaß von ca. 1,65 m und sind eine Mischung aus französischen Percheron und englischen Shirehorses. Gehalten werden die Pferde in Boxen bzw. auf der Weide. Die von Galloway-Rindern dann „nachgeputzt“ werden. Mit Haarschampoo werden die Schimmel jeden Tag gewaschen. Es beeindruckte die Gutartigkeit der Tiere, die zumeist im Gespann gehen, zuvor aber eingeritten sind.
Nach mühsamer Fahrt im Freitagsverkehr erreichten wir unser nächstes Ziel, den Rullerhof in Wallenhorst bei Osnabrück. Familie Wessling betreibt auf 20 ha Ackerfläche und 20 ha Grünland ein Lippizanergestüt mit ca. 60 Pferden. Teilweise waren die Stallungen in Rundhütten (Nissenhütten), teilweise in einem sehr großzügigen Stall. Besonders beeindruckt hat aber die weithin zu sehende stützenlose Industriehalle, die eine 40 x 100 m befahrbare und bereitbare Fläche samt ausreichend Tribünenplätzen beherbergt. Die Innenausstattung mit L-Steinen als Bandenstütze und die saubere Verkleidung mit Pressstrohplatten ist sehr ansehnlich. Sehr schön hebt sich der helle Boden der Halle hervor. Dieser Bodeneintrag aus paraffinierten Sand, Textil- und Gummieintrag in einem patentierten Mischungsverhältnis gab der großzügigen Halle ein besonders Gepräge. Wir wünschen der Familie Wessling allzeit gute Fahrsportereignisse auf ihrem Hof.
Nach der Übernachtung im gediegenen nachbarlichen Gasthof, führte tags darauf die Reise zur Kutschenmanufaktur Scholz nach Handrup bei Fürstenau im Emsland. Uns wurden hier restaurierte und nachgebaute historische Kutschen gezeigt. Das Knabstruppergestüt der Familie Hackmann war ein weiterer Höhepunkt. Die Knabstrupper sind eine alte barocke Pferderasse, die mit ihrer besonderen Zeichnung aus den alten Frederiksborgern (Dänemark) entstanden sind. Sie gehen aus dem gleichen Stamm der Orlowtrabern hervor. 20 Zuchtstuten weiden hier auf 36 ha umzäumten Grünland. Die Pferde haben das ganze Jahr Auslauf. Und nur aus (falsch verstandenem) Tierschutz wird ein Unterstand nach Vorschrift angeboten. Zusammen mit den Weiden bildet das Wittelsbacher Jagdschloss Clemenswerth ein imposantes Ensemble.
Herr Wessling begleitete uns die gesamte Fahrt und so kamen wir in Coevorden (Holland) zur Familie Duivenvoorden. Beide kooperieren in Bezug auf Beritt und Zucht der Lippizaner eng zusammen. Interessant die Darbietung auf dem Zirkel und der neue Stutenstall. Ein besonderer Dank an Herrn Duivenvoorden für seine aufmerksame Bewirtung und Betreuung. Besonders deshalb weil er es doppelt schwer hatte, da sich seine Frau im Krankenhaus befand.
Das letzte Tagesziel war das Kutschenmuseum in Leek. Verschiedene Kutschen und Livreen konnten bestaunt werden und uns zu Liebe wurde die Öffnungszeit über Gebühr verlängert. Das Wasserschloss gehörte der Familie van Euwsum, die mit Torfstich ihr Geld verdiente. 1800 brandte die alte Burg ab und wurde 40 Jahre später im Stiel der Zeit als Landsitz neu gebaut.
Die Friesenpferde-Zucht, -Haltung und –Ausbildung sollten der Höhepunkt unserer Exkursion sein. Die Familie Minkema empfing uns in original friesischer Tracht im Hotel in Drachten. Herr Minkema ist Leiter einer Berufsschule, die sich mit der Ausbildung rund um die Pferdehaltung befasst. Gleichzeitig ist er ein hoch dekorierter Showfahrer mit Friesenpferden in entsprechender Tracht. Der ganze folgende Tag stand im Zeichen des Zucht- und Exportstalles Hemswoude der Familie Bouma. Der Einblick in den Betrieb, die Deckstation und die Trainingsmethoden hat alle sehr interessiert und gab genügend Diskussionsstoff. Besonders lehrreich war der Bereich Vermarktung.
Am nächsten Tag, nach Übernachtung in Apeldoorn, wurde die niederländische Kutschenmanufaktur van den Heuvel besucht. Gediegenheit, Sortiment sowie die Bauten und das Handelsgeschick zeichnen diese Manufaktur aus.
Unbemerkt über die Grenze, ging es nach Belgien zu den Gebrüdern van der Wiel. Sie sind dank der riesigen Auswahl, bester Sortierung und guter Preise mit die berühmtesten Geschirrhersteller.
Nach einer sicheren und zügiger Reise durch die Nacht erreichten wir die Heimat. Erfüllt von schönen Erinnerungen und dem Dank an den Organisatoren Paul Wiegel und Monika Heise.
Otto Dietrich Graf Egloffstein