2008: Tagung in Graditz

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VII. Internationale Pferde- u. Fahrsymposium vom 29. 2. - 2. 3. 2008 mit Besuch des Hauptgestütes Graditz/Elbe und Fachtagung in Torgau.

Von Bundesland zu Bundesland. 2007 Tagung im Freistaat Bayern, 2008 Tagung im Freistaat Sachsen. So ist die Gewähr gegeben den Teilnehmern aus dem In- und Ausland eine möglichst kurze Anfahrtsstrecke zu bieten. Dies ist eines der Merkmale des Veranstalters, welcher seine Aktivitäten über das ganze Land verteilt.

Die Traditionelle, Internationale „Vereinigung zur Pflege und Förderung der Fahrkultur und des Fahrsports e.V.“ im Deutschen Reiter- und Fahrerverband, Fachgruppe Fahren der FN, führte mit Unterstützung des Hauptgestüts Graditz das nur einmal im Jahr stattfindende Internationale Fachsymposium, im Tagungshotel „Goldener Anker“ in Torgau/Elbe, durch. Das Symposium hatte als inhaltliche Schwerpunkte die ordentliche Mitgliederversammlung, Fachvorträge und den Besuch des Hauptgestütes Graditz mit seiner Vollblutzucht.

Bereits am Freitag, den 29. Februar 2008, trafen sich 50 interessierte Teilnehmer auf dem Marktplatz von Döbeln zur gemeinsamen Fahrt mit der „Döbelner Pferdebahn von 1892“ durch die Altstadt mit anschließendem Mittagessen. Der historische Orginalwagen wurde mit viel Liebe zum Detail von Herrn Lommatsch, gelungen restauriert. Ein Kulturgut im Nahverkehr vom Ende des 19. Jahrhunderts wurde damit zum neuen Leben erweckt. Die Holzbänke längs der Fahrtrichtung zeigen mit verzierten Messingschildern die Namen der jeweiligen Sponsoren. Der Straßenbahnschaffner in Uniform führte an den Leinen ein Prachtexemplar von schwerem sächsischem Warmblut. Es handelte sich dabei um einen herrlichen, braven Rappen mit einem Stockmaß von 1,70 und 700 Kg. Ein sauberer Beschlag und die gepflegten Hufe waren ein Aushängeschild für den Stall des Kutschers Lommatsch. Die Bahn rumpelte nach alter Art über den Markt und durch die Straßen. An den Endstationen wurde umgespannt. Der Schaffner löste hierzu das Ortscheid, mit dem Pferd an den Leinen, um in der Gegenrichtung neu anzuspannen. Dann fuhr man zurück. Auf dem Weg nach Torgau besuchten die Teilnehmer das sehr eindrucksvolle Kloster Buch mit seinen liebenswerten Bewohnern im Fachwerkhof.

Am Abend traf man sich zur obligatorischen Mitgliederversammlung der Vereinigung, zu welcher natürlich auch die teilnehmenden Gäste willkommen waren. Beim Abendessen und Tagesausklang lernte man sich kennen. Mit den Referenten und den Fachleuten der Veranstalter wurden erste Gespräche geführt.

Pünktlich um 9.00 Uhr am Samstag eröffnete Herr Dietmar Schneider der Präsident der Vereinigung das Symposium. Im Anschluß folgten Grußworte und die Vorstellung der Stadt Torgau vom stellvertretenden Bürgermeister Herrn Osmar Brück.

Im weiteren Verlauf wurden die verdienten Mitglieder Siegfried Burckart und Walter Heise geehrt. Die Wünsche der FN überbrachte das Präsidiumsmitglied, Herr Dr. Joachim Markgraf.

Dr. Markgraf war es auch welcher in seiner „dienstlichen“ Eigenschaft dazu berufen war, Herrn Univ.Doz.Dr.habil. Wilfried Richter das „Deutsche Reiterkreuz in Gold“ zu verleihen. Trotz gerade überstandener Krankheit konnte Dr. Richter die stehenden Ovationen und die Glückwünsche sichtlich bewegt entgegen nehmen. Selbst der „Achenbach“ der DDR, Herr Erich Oese und langjähriger Chefredakteur unseres Mitteilungsheftes, lies es sich trotz seines hohen Alters nicht nehmen an der Ehrung teilzunehmen. Dr. Richter ist vielen als über 30- jähriger Leiter der Univ. Tierklinik Hoppegarten bekannt. Er war Dozent an der Humbold-Universität zu Berlin. Mitbegründer der Tierärztekommission der DDR. Mitglied der Ankaufskommission. Mannschaftstierarzt der DDR bei Olympiaden und Weltmeisterschaften. Turniertierarzt bei FEI- und Internationalen Veranstaltungen. Er ist Mitglied der Tierschutzkommission der Bundesregierung und Verfasser zahlreicher Fachbücher. Dr. Richter ist Gründungsmitglied, war langjähriger Präsident der Vereinigung und ist nunmehr Ehrenpräsident.

Das Symposiumsprogramm musste krankheitsbedingt umgestellt werden. Der Vortrag „5000 Jahre Kulturgeschichte der Personen-, Nachrichten-, Post- und Warenbeförderung mit Pferden“ wird auf dem nächsten Symposium in Warendorf nachgeholt.

Stattdessen erhielten die Teilnehmer einen Einblick über die weiteren Pläne der FN mit dem Vortrag „Neue Wege im Pferdesport“ durch Herrn Dr. Joachim Markgraf. Die erarbeitete WPO stellt eine Leitlinie dar, dass die FN einer berechtigten Zukunft entgegen sehen darf, wenn die Gedanken des Verfassers in die praktische Arbeit eingeflossen sind. Weiter so Herr Dr. Markgraf !

Als eine der bedeutenden Kutschenbauer Europas sprachen Zenon und Veronika Mendyka aus Polen über den „Materiellen und wirtschaftlichen Kutschwagenbau im Osten der EU“.

Die tschechische Landstallmeisterin und Direktorin von Kladruby und Slatinany, Frau Lenka Gottgardova gab einen Einblick über „Notwendigkeit und Bedeutung des Pferdehandels aus dem Osten“.

Der Samstagnachmittag war dem Besuch des Hauptgestütes Graditz gewidmet. Der Landstallmeister des Gestütes, Herr Steffen Bothendorf,  empfing die Symposiumsteilnehmer und stellte zu Beginn Vollblutpferde, Stuten und Hengste, der heutigen Zucht vor. Vorgeführt wurde ein Zweiergespann mit Vollblutpferden. Das leider ungemütliche Wetter verkürzte die Besichtigung der Außenanlagen und des Parks vom Gestüt. Dafür war der Vortrag im Festsaal von Herrn Bothendorf sehr aufschlussreich und er präsentierte in verständlicher Ausführung für alle Teilnehmer die Geschichte und einen Ausblick in die Zukunft der Vollblutzucht. Dazu passte hervorragend der sächsische Kaffee und Kuchen. Seinen Mitarbeitern und Familienmitgliedern sei dafür herzlich gedankt. Allen wird dieser Besuch in Erinnerung bleiben und zum erneuten Besuch anregen.

Der Tag klang mit dem Gesellschaftsabend mit Festbuffet und der gräflichen Kulturgruppe von Torgau aus.

Am Sonntagmorgen sprach Herr Paul Wiegel, Berufs- Sachverständiger und FN Fahrlehrer, über „Vermeidbare Fehler beim An- und Ausspannen, Anhalten und Fahren, Möglichkeiten zur Unfallminderung mit Pferden und Kutschen“.

Wie kommt man zu einer Kutschensammlung? Über die „Idee, Ausführung und Erhaltung einer Sammlung“ sprach der Wagenliebhaber und Sammler, Herr Jörg Metz aus Tübingen. Er nennt 100 Kutschwagen sein Eigen und hat seine Sammlung mit viel Liebe zum Detail zusammengetragen. Dies kann man auch nachlesen in einem von Ihm veröffentlichen Buch: Inventarverzeichnis der Metz v. Tessin´schen Kutschensammlung.

Einen weiteren Fachvortrag hielt Dr. habil. Peter Launer über „Vergiftungen beim Pferd“. Dabei wurde für alle verständlich, dass tägliche Gefahren für das Pferd permanent vorhanden sind. Die betreuenden Personen setzen sich aber im Vorfeld selten mit der Vergiftungsgefahr auseinander.

Der Vortrag von Dr. Andreas Ripke über das Thema „Akupunktur und Chiropraktik beim Pferd“ verlangte von allen Teilnehmern erhöhte Konzentration und Disziplin. Dem Referenten war es aber gelungen, durch seine Art der Darbietung die Zuhörerschaft in seinen Bann zu ziehen und gab so manchen Pferdebesitzer einen Gedankenanstoß mit seinem schon lange lahmenden Pferd vielleicht doch einmal zu einem Chiropraktiker zu gehen.

Dr. Günzel Graf von der Schulenburg gab im Abschlusswort eine Einschätzung über die Vorträge und den Verlauf des Symposiums, dabei dankte er dem Präsidium und Organisatoren der diesjährigen Veranstaltung in Torgau.

Bei Bedarf, stellen wir gerne Vereinen, Verbänden und interessierten Gruppen für die Aus- und Weiterbildung die Vorträge zur Verfügung. Auskunft erteilt die Geschäftsleitung der Vereinigung.

Neben der Teilnahme an zahlreichen regionalen Veranstaltungen wird man sich vom 26.- 29. Juni 2008 anlässlich der großen Barnim-Gesellschaftskutschfahrt unter dem Motto „ Auf den Wegen alter Zeiten um Hoppegarten“ wieder sehen.

Ein weiteres Highlight steht vom 6.- 9. November 2008 mit der Studienreise „Auf den Wegen der Pferde- und Reisekultur im Norden“, auf dem Programm. Die Busfahrt führt unter anderem zu Schloß Gottdorf, Haitabu, Göteborg, Kgl. Marstall Kopenhagen, um nur einige Programmpunkte zu nennen.

Auf dieser Tagung wurde auf die Internetseite www.fahrsportpferde.de der Vereinigung verwiesen.